Beitrag zur AF in IF-15-4.

Bericht euromold 2015

Additive Fertigung: immer feiner - immer größer

Gespannt erwartet - hat die erste euromold nach dem Umzug von Frankfurt nach Düsseldorf ihr Debüt erfolgreich abgeschlossen. Zwar komprimierter als in den Vorjahren - aber dafür so erfolgreich, dass allenthalben zu hören war, wie weit die Erwartungen und Hoffnungen im Rahmen der vier Messetage übertroffen wurden. Dies gilt insbesondere für den Bereich des 3D-Drucks bei dem - von einigen wenigen abgesehen - die weltweite Branche wie jedes Jahr komplett angetreten war. Insgesamt wurden zur euromold 2015 gezählt: 11.160 Fachbesucher aus 48 Ländern. Die für Aussteller besonders wichtige Struktur der Besucher bleibt auch auf der neuen euromold in Düsseldorf konstant herausragend: 16 Prozent aus Geschäftsführung, weitere 14 Prozent Inhaber, 10 Prozent Projektleiter und immerhin noch 5 Prozent Gruppenleiter (bei den Genannten handelt es sich um die Top 5). Nahezu ein Drittel aller Besucher der euromold kommt aus dem Bereich R&D (27 Prozent), weitere 10 Prozent aus dem Business Development, 9 Prozent Sales, 7 Prozent Produktion & Fertigung. Bei den Herkunftsländern der Besucher bleibt Deutschland erwartungsgemäß das stärkste Land mit mehr als 50 Prozent, gefolgt von den Niederlanden mit 6 Prozent, Frankreich mit 3 Prozent, Italien und Spanien mit 3 Prozent beziehungsweise 2 Prozent. Was diese Zahlen nicht aussagen können, ist die Stimmung: Gerade im Bereich des 3D-Drucks war eine Art „Goldgräberstimmung" zu spüren. Neben der Präsentation zahlreicher Premieren - unter anderem stellte die Firma formlabs aus Sommerville, Massachusetts/USA einen deutlich größeren, aber gleichzeitig preisgünstigen 3D-Drucker vor - trat ein sehr wichtiger Effekt ein: Nach Aussagen zahlreicher Anbieter von 3D-Druck-Anlagen hätte der Verkauf von Maschinen, verbindlich und unmittelbar auf der Messe, nicht besser verlaufen können. Und auch für die Aussteller aus dem Bereich „Digitale Produktentwicklung" - einem der wichtigen Wachstumsbereiche für die Zukunft der euromold - ist die Messe wunschgemäß hervorragend verlaufen. So zeigte sich beispielsweise die Firmengruppe Scanbull begeistert von der Anzahl der erzielten, qualitativ hochwertigen Leads. Scanbull ist mittelständischer Anbieter wegweisender Lösungen aus dem Bereich Virtual Reality/ Augmented Reality und hat in Kooperation mit der euromold eine Sonderfläche gestaltet. Die Digitale Produktentwicklung auf der euromold umfasst alle Prozess-Schritte vom Scanning, über die Datenaufbereitung, -bearbeitung und -bereitstellung, über vielfältige Tools, wie eine Topologie-Optimierung, Simulation, VR, Augmented Reality und natürlich nicht zu vergessen den Themenbereich CAD/CAM. Die Exponate der Messe im Bereich 3D-Druck bewegten sich im Rahmen von ganz klein, einer Trillerpfeile, die nicht größer ist als eine Mikro-SD-Karte (s. Abb. 1) bis zu ganz groß. Hier wurde eine Schiffschraube (s. Abb. 2) gezeigt, die im Verfahren des Lasersinterns hergestellt wurde. Einige Dinge, die noch ins Auge fielen: Obwohl nicht klein, hat man fast den Eindruck, dass sich Karin Lackner (s. Abb. 5), Assistentin der Geschäftsführung der HAGE Sondermaschinenbau GmbH&Co KG aus Obdach (Österreich), hinter den von ihrer Firma hergestellten Werkzeugen verstecken könnte. Aber das Spezialthema dieses Unternehmens ist ein Anderes. In Zusammenarbeit mit der Med-Uni Graz sowie der Montanuniversität Loeben wurde ein Drucker für den intraoperativen 3D-Druck entwickelt. Mit diesem Drucker sollen ab sofort nicht nur Teile für Maschinen, sondern auch für den Menschen gedruckt werden - vor allem Schädelimplantate. Bisher war die Herstellung eines Implantates zeitaufwändig und erforderte in der Regel eine zweite Operation. Jetzt kann das einsatzbereite Implantat auf Basis der Computertomographie innerhalb von zwei bis drei Stunden gedruckt werden. Eingesetzt wird dabei primär der bereits medizinisch zugelassene Hochleistungskunststoff Peek, der mit einer Verarbeitungstemperatur von ca. 400°C verarbeitet werden kann. Wie bei den genannten Beispielen läuft die generelle Tendenz im 3D-Druck: Einerseits werden die Objekte immer größer und die Drucker werden auch schneller, wie z. B. bei BigRep, zum anderen werden die gedruckten Strukturen filigraner (siehe Bild 6). Ein weiterer Trend: Die Scanner werden immer genauer, die Erfassung wird immer umfangreicher. Immer mehr Kameras werden eingesetzt, um synchron das 3D-Bild des Objektes (seien es Gegenstände oder Menschen) zu erzeugen. Das Startup Suanier Tech aus China mit seinem System Visbody nutzt 93 Kameras. Sogar 112 Kameras benutzt das Startup Unternehmen Makerlounge 3D-Studio aus Goslar. Der Unterschied liegt dann noch in der Verarbeitungsgeschwindigkeit dieser Daten: Benötige ich Stunden, bis das virtuelle Abbild der Realität erzeugt ist oder sind es nur Minuten? Eines machte die Messe deutlich: Der 3D-Druck ist weiter dabei, neue Aufgaben zu erschließen. Wir dürfen gespannt sein, was auf der nächsten euromold (6. bis 9. Dezember 2016) präsentiert wird.

  • Eberhard Kübel